Am 16. Juli 2020 feierte „Berlin Alexanderplatz“ Premiere in den Leipziger Kinos – und wir waren dabei! In seinem Film überträgt Regisseur Burhan Qurbani die Geschichte des gleichnamigen Romans von Alfred Döblin in die Gegenwart des heutigen Berlins. Nach seiner Weltpremiere auf der diesjährigen Berlinale erhielt der Film bereits 5 deutsche Filmpreise. Zurecht, wie auch Inge Heck-Böckler, Sprecherin der Fachkommission Asyl von Amnesty International, findet:
Es ist für mich ein Film über Flucht und Ankommen in Deutschland, es ist aber auch ein Film gegen Rassismus, gegen Weggucken und gegen Schweigen. Von daher von einer ungemeinen Aktualität. Beim Anschauen waren die Szenen für mich manchmal schwer auszuhalten und gleichzeitig war ich so gefesselt, dass ich sitzen blieb.
Der Amnesty Menschenrechtspreis 2020: Gegen das Wegsehen und gegen die Kriminalisierung von Lebensrettung
Ähnlich wie viele andere Geflüchtete vor und nach ihm, nahm der Protagonist Francis die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer für ein besseres Leben und eine friedvolle Zukunft in Kauf. Nur durch die Unterstützung ehrenamtlicher Helfer*innen, Nicht-Regierungs-Organisationen und Besatzungsmitglieder von Rettungsschiffen konnte Francis die lebensbedrohliche Überfahrt überleben.
Dieser wichtige Einsatz von privaten Seenotretter*innen endet in vielen europäischen Ländern aber vor Gericht: Ihnen wird vorgeworfen, sie würden illegale Einwanderung unterstützen und mit Schleppern zusammenarbeiten.
Dieser Kriminalisierung und Diffamierung ist auch die ehrenamtliche Besatzung der Iuventa10 ausgesetzt: Die Iuventa10 rettete mehr als 14.000 Menschen vor dem Ertrinken. Für dieses Engagement drohen nun zehn früheren Besatzungsmitgliedern langjährige Haft- und Geldstrafen; ihr Schiff wurde bereits beschlagnahmt. Nähere Informationen zur wichtigen Arbeit der Iuventa10 findet ihr hier.
Die Iuventa10-Crew ist kein Einzelfall. Sie steht für all die freiwilligen Helfer*innen, die sich auf dem Wasser und auf dem Land für das Überleben von Schutzsuchenden einsetzen. Stellvertretend für all diese Menschenrechtsverteidiger*innen zeichnet Amnesty International sie daher mit dem Amnesty Menschenrechtspreis 2020 aus.
Wir fordern, dass jedes Menschenleben gerettet wird – egal wo.
Unterzeichnet hier den Appell „Leben retten ist kein Verbrechen“ und fordere gemeinsam mit Amnesty International die Bundesregierung auf, sich im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft dafür einzusetzen,
- dass die laufenden Verfahren gegen Lebensretter_innen wie z.B. Iuventa10 eingestellt werden,
- dass EU-Recht den humanitären Einsatz für geflüchtete Menschen in Not nicht weiter kriminalisiert, sondern ausdrücklich erlaubt – sei es in Europa, an den EU-Außengrenzen oder bei der Seenotrettung und Ausschiffung in einen europäischen Hafen.
Leben retten ist eine menschenrechtliche Pflicht, kein Verbrechen.